Stueetage

Königin Louises privater Salon

Königin Louise war mit Christian IX. verheiratet, und bereits zu ihren Lebzeiten wurde das Paar aufgrund der vorteilhaften Ehen seiner Kinder als „Europas Schwiegereltern“ bezeichnet. Der private Salon oder das Wohnzimmer der Königin ist wie das Arbeitszimmer Christians IX. im überladenen wilhelminischen Stil eingerichtet, der sich hier in einer femininen Variante entfaltet. Das Zimmer hatte ursprünglich eine entsprechende Lage auf der Beletage des Palais Christians IX. Das Königspaar hatte sich das Palais so untereinander aufgeteilt, dass der König das Erdgeschoss und die Königin die Beletage nutzte.

Königin Louises privater Salon wurde bis zu ihrem Tod 1898 laufend umdekoriert. So wurden die Möbel neu bezogen, neue Vorhänge angebracht, und es kamen laufend neue Dinge hinzu, darunter Fotos und Gemälde der Großfamilie. Die Mischung aus teuren und billigen Gegenständen ist typisch für den wilhelminischen Stil, da durch die neumodische Massenfertigung Kopien genauso interessant geworden waren wie Originale.

In diesem Salon führte Königin Louise ihre umfangreiche Korrespondenz mit Verwandten in anderen europäischen Fürstenhäusern und fertigte ihre häufig anspruchsvollen Handarbeiten an.

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Beziehungen

1850-1875

Die soziale und politische Revolte von 1848 hatte in vielen europäischen Staaten neue Zeiten angekündigt – auch in Dänemark. Obwohl man den Absolutismus mit dem Grundgesetz von 1849 abgeschafft hatte, war die Monarchie noch lange nicht von der Macht abgekoppelt. 1866 erließ man das sogenannte „durchgesehene Grundgesetz“ das einen demokratischen Rückschritt zugunsten der Königsmacht, der Gutsbesitzer und der reichsten Bürger bedeutete. Wichtigstes Ereignis jener Zeit war der Krieg von 1864, den Dänemark (genauer gesagt die nationalliberale Regierung) in hohem Maße selbst provoziert hatte. Die Niederlage gegen Preußen und Österreich führte zum Verlust der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, was als nationale Katastrophe empfunden wurde. Dänemark musste sich nun mit einer unscheinbaren Position abfinden, eingeklemmt zwischen mächtigen Großmächten und angewiesen auf politische Neutralität. Mit dem Tod Frederiks VII. 1863 starb die Oldenburger Linie des Königshauses aus, die seit 1448 auf dem Thron gesessen hatte. Im Anschluss an den Schleswig-Holsteinischen Krieg 1848-50 wurde nach internationaler Vereinbarung und einem längeren Ausscheidungsrennen entschieden, Prinz Christian von Glücksburg (Christian IX.) zum neuen Thronfolger zu ernennen, der aus einem Seitenzweig des Hauses Oldenburg stammte und die Glücksburger Linie der Königsfamilie begründete. Kunst und Kulturleben jener Zeit waren von nationalromantischen Strömungen geprägt, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts überwiegend ein Elitephänomen waren, nun aber auch die breite Bevölkerung erfassten.

1875-1900

Für Dänemark war dies eine friedliche Zeit. Die Verbreitung der Elektrizität und die Erfindung des Telefons prägten die Jahre. Die Industrialisierung machte viele neue Errungenschaften zugänglich, Straßennetz und Eisenbahn schufen neue Transportmöglichkeiten. Während des gesamten Zeitraums hatte die Partei Højre die Zügel fest in der Hand dank Christian IX., der Minister ernannte, die seine konservativen Anschauungen teilten. Mit der Befestigung Kopenhagens als Begründung drückten wechselnde Højre-Regierungen unter J.B.S. Estrup einige Jahre lang sogenannte provisorische Haushaltspläne ohne parlamentarische Zustimmung des Reichstags durch. Dies führte insbesondere in den 1880er Jahren zu einer aufgeheizten politischen Stimmung, dem sogenannten Verfassungskampf, der bis zum Systemwechsel 1901 andauerte. Trotz der politischen Streitigkeiten gewannen Christian IX. und seine Familie nach und nach an Beliebtheit bei der dänischen Bevölkerung. Jedes Jahr im Spätsommer versammelte das Königspaar die meisten Kinder, Schwiegerkinder und Enkel auf Schloss Fredensborg und vereinte damit Mitglieder der britischen, griechischen, russischen, Hannoveraner, schwedischen und dänischen Königshäuser unter einem Dach. Auf diese Weise erstrahlte das Land nach der Niederlage von 1864 in ersehntem neuem Glanz. In den Wohnungseinrichtungen setzte sich der überladene wilhelminische Stil mit Troddeln, Quasten, Fotografien und Nippes durch. In der Kunst dominierte noch die Romantik, auch wenn an vielen Fronten Aufbruch- und Erneuerungsstimmung herrschte.