Prinzessin Thyra, 1857

Prinzessin Thyra im Alter von 4 Jahren, porträtiert von August Schiøtt 1857.

Prinzessin Thyra (1853-1933), die jüngste Tochter von Christian IX. und Königin Louise, soll ein sanfteres Temperament als ihre Schwestern gehabt haben, und der Vater bezeichnete sie gerne als seine „gute Tochter“. 1878 bekam sie den Titel Herzogin von Cumberland, als sie Herzog Ernst August heiratete, den früheren Kronprinzen von Hannover. 1866 war Hannover von Preußen annektiert worden, weshalb sich das Paar im österreichischen Gmunden niederließ, wo Thyra den Rest ihres Lebens auf dem großen Schloss Cumberland, dem Familiensitz der Hannoveraner, verbrachte. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.

Beziehungen

Königliche Kinderporträts

Das Museum entfaltet die Geschichte der königlichen Familie im Laufe der letzten 150 Jahre. Insbesondere der private Salon von Königin Louise ist mit zahlreichen Porträts an den Wänden von einem reichen Familienleben geprägt. Christian IX. und Königin Louise regierten Dänemark ab 1863 und waren die ersten Vertreter der Glücksburger Linie im Königshaus. Bereits zu Lebzeiten waren sie als die „Schwiegereltern Europas“ bekannt, da alle sechs Kinder in europäische Fürstenhäuser eingeheiratet hatten. Sie führten jedoch ein vergleichsweise bescheidenes Familienleben, das in vielerlei Hinsicht eher an das des höheren Bürgertums erinnerte. Prinz Christian und Louise von Hessen-Kassel heirateten 1842, doch erst zehn Jahre später fiel die Entscheidung, dass Christian seinem Verwandten, dem kinderlosen Frederik VII., auf den Thron folgen sollte. Die Familie wohnte zunächst viele Jahre lang im Gelben Palais neben Schloss Amalienborg und die Eltern führten eine glückliche Ehe. Die privaten und bürgerlichen Werte sowie ein enger Zusammenhalt prägten das Familienleben und die Kindheit des Nachwuchses. Königin Louise selbst war künstlerisch begabt und hinterließ der Sammlung mehrere Blumengemälde. Zudem war sie eine Bekannte der Künstlerin Elisabeth Jerichau Baumann (1819-81), die vermutlich durch ihre Beziehungen zu Königin Louise zahlreiche königliche Porträts in ganz Europa anfertigte. Baumann malte auch das Doppelporträt der Prinzessinnen Alexandra und Dagmar sowie das Porträt von Prinz Frederik, während die beiden Porträts von Prinzessin Thyra und Prinz Vilhelm von August Schiøtt (1823-95) stammen. Baumann und Schiøtt waren bekannte zeitgenössische Künstler, und für eine Familie, die den Thron übernehmen und eine Dynastie gründen sollte, war es ganz natürlich, ihre Kinder porträtieren zu lassen. Das erkennt man deutlich an der offiziellen und majestätischen Darstellung des Thronfolgers Prinz Frederik, während die Bilder der Töchter und des jüngsten Sohnes einen privateren Charakter haben. 1886 ließ sich das Königspaar mit Kindern, Schwiegerkindern und Enkeln von Lauritz Tuxen auf Schloss Fredensborg verewigen. Obwohl die Familie geografisch weit verstreut war, gelang es häufig, sie im Sommer zu den sogenannten „Fredensborg-Tagen“ auf dem Schloss zu versammeln. Eine kleinere Reproduktion des im Schloss Christiansborg hängenden Originals ist auf Amalienborg zu sehen.

1850-1875

Die soziale und politische Revolte von 1848 hatte in vielen europäischen Staaten neue Zeiten angekündigt – auch in Dänemark. Obwohl man den Absolutismus mit dem Grundgesetz von 1849 abgeschafft hatte, war die Monarchie noch lange nicht von der Macht abgekoppelt. 1866 erließ man das sogenannte „durchgesehene Grundgesetz“ das einen demokratischen Rückschritt zugunsten der Königsmacht, der Gutsbesitzer und der reichsten Bürger bedeutete. Wichtigstes Ereignis jener Zeit war der Krieg von 1864, den Dänemark (genauer gesagt die nationalliberale Regierung) in hohem Maße selbst provoziert hatte. Die Niederlage gegen Preußen und Österreich führte zum Verlust der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, was als nationale Katastrophe empfunden wurde. Dänemark musste sich nun mit einer unscheinbaren Position abfinden, eingeklemmt zwischen mächtigen Großmächten und angewiesen auf politische Neutralität. Mit dem Tod Frederiks VII. 1863 starb die Oldenburger Linie des Königshauses aus, die seit 1448 auf dem Thron gesessen hatte. Im Anschluss an den Schleswig-Holsteinischen Krieg 1848-50 wurde nach internationaler Vereinbarung und einem längeren Ausscheidungsrennen entschieden, Prinz Christian von Glücksburg (Christian IX.) zum neuen Thronfolger zu ernennen, der aus einem Seitenzweig des Hauses Oldenburg stammte und die Glücksburger Linie der Königsfamilie begründete. Kunst und Kulturleben jener Zeit waren von nationalromantischen Strömungen geprägt, die in der ersten Hälfte des Jahrhunderts überwiegend ein Elitephänomen waren, nun aber auch die breite Bevölkerung erfassten.